- Warum arbeitest Du gerne in der Film- und Fernsehbranche?
- Allein das Zusammenspiel von unglaublich vielen Gewerken, wie Produktion, Regie, Kamera, Schauspiel, Kostüm- Szenen- und Maskenbild, Technik, Aufnahmeleitung, Catering, SFX, VFX , und vielen mehr, die alle wie ein Uhrwerk zusammen an diesem Produkt „Film“ arbeiten, und in welchem es auf jedes einzelne Zahnrad ankommt, finde ich faszinierend.Jeder Tag ist anders, es gibt keine Routine und somit keine Langeweile.Man wird ständig vor neue Aufgaben gestellt und gefordert.Sicherlich gibt es dabei auch „Grenzerfahrungen“ die mich aber in den meisten Fällen stärker und sicherer gemacht haben, auch im privaten Leben.Die Branche gibt mir die Möglichkeit in verschiedenste Orte und Länder zu reisen, mit den dort lebenden Menschen zu arbeiten und das Leben am jeweiligen Ort ohne eine „Touristen-Brille“ kennen zu lernen.Dies sehe ich als großes Geschenk.
- Was ist die größte Herausforderung in diesem Beruf?
- Man muss sehr flexibel sein. Mir als alleinstehende Person fällt dies relativ leicht, ich kann mich gut organisieren und das „Nomadenleben“ und ständige unterwegs sein gehört seit 30 Jahren zu meinem Leben, es macht mir Spaß.Für Familien ist diese Herausforderung meist schwieriger zu handhaben und mit mehr Entbehrungen verbunden.Ausserdem braucht es aber viel Kraft, um die ständige Ungewissheit, wie es weitergeht, auszuhalten.Dies fällt auch mir schwer.Man kann nicht lang im Voraus planen.Die Produktionen finden unabhängig voneinander statt und können sich auch schon mal verschieben, abgesagt werden oder überschneiden, was entweder weniger Aufträge, oder eine unangenehme Organisation bedarf, bei der man es keinem wirklich recht machen kann.
- Was liebst Du an Deinem Beruf?
- Explizit an meinem Beruf gefällt mir, dass ich immer etwas zu tun habe.Ich baue nicht nur alles auf, was die Kamera in Positionen und Bewegung bringt -dies oft an den verrücktesten Orten - sondern ich bewege sie auch „im Take“, also wenn die Kamera läuft, oft mit ganzem Körpereinsatz.Ich stehe, laufe, hocke fast immer direkt neben oder hinter der Kamera und sehe dem Schauspiel ohne „Rahmen“ zu, welches dann von der jeweiligen Optik und Bewegung mitgestaltet wird.Als 1. Kamerabühne bin ich im Zusammenspiel mit der Kameraperson, den DarstellerInnen und der Regie konkret an der Erstellung des Bildes und somit der Story des Films beteiligt.Mit unserer Arbeit stellen wir Unterhaltung her (im besten Fall gute 😉
- Was muss sich unbedingt in der Filmbranche ändern, was muss dringend verbessert werden?
- Genau diese oben beschriebene Ungewissheit und Unplanbarkeit sollte komplett umstrukturiert werden.Auch die ständigen Vertragsgespräche und Verhandlungen sollten vereinfacht oder bestenfalls gar nicht mehr nötig sein, wenn es einen gemeinsamen Konsens gäbe.Ich kann es leider kaum in Worte fassen, weil auch ich natürlich keine Lösung habe für dieses eingebrannte Problem.
- Wie bist Du zu Deinem Beruf gekommen?
Nach meinem Abi 1993 wollte ich eigentlich Tischler- oder Schreinerin werden, allerdings gab es zu der Zeit keinen adäquaten Lehrstellenplatz für mich;
es fehlte entweder an Toiletten für Frauen, und im Fensterbau sah ich mich nicht…
Durch die Idee meiner Brüder, die damals schon im Filmgeschäft tätig waren, habe ich ein Praktikum beim Filmgeräteverleih Pille machen können und danach bei drei Filmproduktionen als Fahrerin gearbeitet.
Hierbei konnte ich alle Gewerke im Filmgeschäft anschauen, und mir ist ziemlich schnell klar geworden, daß ich mich wahrscheinlich in der Technikabteilung am wohlsten fühlen würde...
Nach weiteren Filmen als Praktikantin und Assistentin in der Lichtabteilung habe ich bei einer Produktion als Springerin Licht-Kamerabühne gearbeitet und dort meine Liebe zu diesem Job gefunden, in welchem ich mit viel Holz und Metall arbeiten kann, um die Kamera in Positionen und Bewegung zu bringen.- Was ich noch sagen möchte:
- Kamerabühne bedeutet für mich:Statik, Bewegung und ein Gefühl für die Szene in Einklang zu bringenDa ich sehr viel unterwegs bin kann ich vielleicht nicht direkt auf eine Frage reagieren, und bitte um Verständnis, wenn es mal länger dauert, bis ich mich zurück melde; bei wichtigen Fragen einfach nochmal nachhaken.